Museum der Göttinger Chemie

Die Geschichte der chemischen Institute der Fakultät für Chemie der Georg-August-Universität Göttingen

Dr. Günther Beer (Fassung für den Evaluationsbericht 1996)

1. Die Gründung des Chemischen Laboratoriums

Schon im Jahre 1735 wurden kurz nach Gründung der Universität Göttingen chemische Vorlesungen in den Wohnhäusern verschiedener Professoren oder in von ihnen dafür angemieteten Räumen gehalten. Ein chemisches Laboratorium sollte ebenso wie der botanische Garten und ein anatomisches Institut zu den Arbeitsstätten der medizinischen Fakultät gehören. Doch zunächst konnte nur in der Universitätsapotheke in sehr beschränktem Umfange und oft gegen den Widerstand des Pächters pharmazeutisch-chemisch gearbeitet werden. Erst 1783 wurde in der Hospitalstraße das chemische Universitätsinstitut gebaut. Dieses war allerdings großzügig mit Laboratorien, Nebenräumen und Hörsaal ausgestattet. Im Obergeschoß befand sich die Offizialwohnung des ersten Direktors Johann Friedrich GMELIN. Er war Professor sowohl in der medizinischen, als auch in der philosophischen Fakultät, wie es die Vielseitigkeit seiner Fächer auch erforderte. Diese waren Chemie, Probierkunde, Technologie, Pharmazie, Botanik, Mineralogie, die er in Lehre und Forschung vertrat. Gmelin verfasste für die meisten dieser Fächer aktuelle Lehrbücher als Ergänzung seiner Vorlesungen. Sein Sohn Leopold GMELIN ist als Schöpfer des heute noch weitergeführten und außerordentlich bedeutenden "Gmelins Handbuch der Anorganischen Chemie" bekannt.

Der Nachfolger Gmelins als Direkor des chemischen Instituts war Johann Friedrich STROMEYER mit einer Nominalprofessur für Pharmazie und Chemie. Als erste Universität in Deutschland besaß die Universität Göttingen seit 1805 unter Stromeyers Leitung ein Unterrichts-laboratorium, in dem die moderne Analytische Chemie praktisch erlernt werden konnte. So irrte Liebig, wenn er in seinen Lebenserinnerungen schrieb: "Chemische Laboratorien, in welchen Unterricht in der Analyse erteilt wurde, bestanden damals nirgendwo; was man so nannte, waren eher Küchen, angefüllt mit allerlei Öfen und Geräten zur Ausführung metallurgischer oder pharmazeutischer Prozesse. Niemand verstand, die Analyse zu lehren". Mit einer großen Anzahl wissenschaftlicher Untersuchungen errang Stromeyer ein weit über Göttingen hinausgehendes Ansehen. 1817 erhielt er einen ehrenvollen Ruf auf den verwaisten Lehrstuhl von M. H. Klaproth an der Berliner Akademie und Universität, blieb aber in Göttingen. Er hatte gerade das neue Element Cadmium entdeckt und dessen chemische Eigenschaften eingehend untersucht. Bekannt sind die von ihm entwickelten analytischen Methoden zum Beispiel der Calcium-Strontium Trennung. Seine Schüler L. GMELIN, R. BUNSEN und E. MITSCHERLICH zeugen von seiner Qualität als Lehrer.

Als Friedrich WöHLER 1836, ein Jahr nach Stromeyers Tod, im Alter von sechsunddreißig Jahren als Professor für Pharmazie und Chemie nach Göttingen kam, war er schon weltberühmt. Hier in Göttingen setzte er, zum Teil in Kooperation mit Liebig (Gießen), die fundamentalen organisch-chemischen Arbeiten fort. So demonstrierte er an der Erforschung der Harnsäure und des Bittermandelöls meisterhaft, wie man die damals kompliziertesten Probleme anging, wie man sich Gedanken über die Konstitution machte und organisch-chemisch arbeitete. Die Vielseitigkeit war eine der herausragenden Eigenschaften Wöhlers, ebenso auch die Solidität aller Arbeiten, was in dieser Pionierzeit des neuen Faches keineswegs selbstverständlich war. Systematisch beschäftigte sich Wöhler auch mit allen in seiner Epoche bekannten chemischen Elementen. Dies kam seinen zahlreichen Schülern zugute. Mit Wöhler hatte Göttingen einen hohen Rang als Standort eines der besten Unterrichtslaboratorien der Chemie auf dem Kontinent erworben. Diese Reputation wurde gefördert durch Göttinger Extraordinarien wie Rudolf FITTIG, Friedrich BEILSTEIN und andere.

Nächster Direktor wurde nach Wöhlers Tod 1882 Hans HÜBNER, ein Schüler von Wöhler und Kekulé. Hübner war als Hochschulforscher reiner organischer Chemiker, der sich vor allem auf die Untersuchung der Substitutionsreaktionen am Benzolkern spezialisierte, eine Thematik die in dieser Zeit hochaktuell war. Leider fanden die vielseitigen und erfolgreichen Arbeiten Hübners schon zwei Jahre später durch seinen frühen Tod ein Ende. Sein Nachfolger wurde Victor MEYER aus Zürich.

2. Das Allgemeine Chemische Institut

Viktor MEYER, der in Göttingen allerdings nur fünf Jahre von 1884 bis 1889 wirkte, beschäftigte sich wiederum mit allen drei Kernfächern der Chemie, mit anorganischen, organischen und physikalisch-chemischen Untersuchungen. Er faszinierte sowohl als Forscher, als auch als akademischer Lehrer. Bei seinem Weggang nach Heidelberg gingen die Dozenten Ludwig GATTERMANN und Paul JANNASCH mit, sodaß es die Aufgabe des Nachfolgers Otto WALLACH war, wieder eine neue und attraktive assistentengruppe aufzubauen. Die Studentenzahlen hatten schon zu Zeiten Wöhlers so stark zugenommen, dass mehrfach Laboratoriumsumbauten und Neubauten vorgenommen werden mussten. Das Forschungsprogramm der Mitarbeiter in der organischen Abteilung, in der anorganischen und analytischen Abteilung war vielseitig. Otto WALLACH selbst betrieb seit der Mitte der 1880er Jahre überwiegend Forschungen zum Gebiet der alicyclischen Verbindungen der Terpene. Es war Wallach, der dieses noch weitgehend unerforschte Kapitel der Naturstoffchemie von Grund auf neu bearbeitete und allmählich Klarheit über die in der Natur vorkommenden Terpene schuf. Von Wallach dargestellte, eindeutig mit physikalischen Methoden charakterisierbare Derivate waren die Voraussetzung für diese Arbeiten. Letztlich erahnte Wallach mit der Formulierung der Isoprenregel Gesetzmäßigkeiten, die erst ein halbes Jahrhundert später anhand der Biosynthese dieser Stoffe erforscht wurden. Für seine Terpenarbeiten wurde Wallach 1910 der Nobelpreis verliehen. Seine Arbeiten haben großen Einfluss auf die deutsche Riechstoffindustrie genommen.

In der Reihe der Göttinger großen Naturstoffchemiker folgte nach Wöhler und Wallach Adolf WINDAUS. Er hat sich viele Jahre mit einem Thema befasst, das ihn nicht mehr losgelassen hat. Seine früheren Arbeiten über das Cholesterin setzt er ab 1915 in Göttingen fort, bis ihm schließlich die Aufklärung der Konstitution gelang. Nicht vorherzusehen war die Ausweitung dieses Gebietes der Steroidchemie. Es zeigte sich, dass die Grundstruktur in verschiedenen Naturstoffen vorkommt, wie in den D-Vitaminen, den Gallensäuren, den Digitalis-Stoffen, in Krötengiften und schließlich, wie von Adolf BUTENANDT gefunden, in den menschlichen Sexualhormonen. Windaus erhielt 1928 den Nobelpreis. Seine Arbeitsweise war unverwechselbar und schulbildend. Viele Hochschullehrer der nächsten Generation haben bei ihm studiert, oder kamen als schon Habilitierte zu ihm, wie zum Beispiel Hans BROCKMANN oder Hans Herloff INHOFFEN. Von Posen kommend wurde Brockmann 1945 der Nachfolger von Windaus.

3. Das Institut für Physikalische Chemie

Nachdem Viktor MEYER 1889 einem Ruf nach Heidelberg gefolgt war, war die Fakultät entschlossen, gleichzeitig mit der Berufung des Organikers Otto WALLACH zum Institutsdirektor die durch den neuen Ordinarius nicht vertretenen physikalisch-chemischen Forschungen auf andere Weise zu fördern. So wurde 1890 der Privatdozent Walther NERNST zunächst als Assistent an das physikalische Institut gerufen. Zwei in der Folge von Nernst abgelehnte Rufe an andere Universitäten erlaubten seine Ernennung zum Ordinarius an ein für ihn 1895 gegründetes "Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie", das zweite dieser Art in Deutschland und das erste selbständige Institut dieser Richtung in Preußen.

Das Institut war in erster Linie als Forschungsinstitut konzipiert, und seine Gründung nahm die Idee der 20 Jahre später entstehenden Kaiser-Wilhelm-Institute vorweg. Schon bei der offiziellen Einweihung 1896 war das Institut voll ausgelastet und überfüllt. Die Reputation von Nernst und die ausgezeichneten Arbeitsmöglichkeiten zogen Wissenschaftler von außen an, und viele Studierende arbeiteten hier für ihre Promotion.

Nernst sah in der Elektrochemie eine zentrale Thematik, die die aktuellen physikochemischen Probleme verband. Er hat die Begründung und die mathematische Formulierung der elektrochemischen Potentiale in der nach ihm benannten Nernstschen Gleichung gegeben. Es gab Arbeiten zur überspannung, zum Bleiakkumulator und zur Nervenreizung. Nernst forschte in Göttingen über die Verteilung eines Stoffes zwischen zwei nicht mischbaren Phasen (Nernstscher Verteilungssatz) und über die elektrische Leitfähigkeit von Nichtleitern bei höheren Temperaturen. Daraus wurden der Nernst-Stift und die Nernst-Lampe entwickelt. Das "Lehrbuch der physikalischen Chemie vom Standpunkt der Avogadroschen Regel und der Thermodynamik" entsprach seinem Forschungsprogramm. Seine Bemühungen zu Absolutberechnungen chemischer Gleichgewichte führte ihn zunächst zu den "Chemischen Konstanten" und dann zur Entdeckung seines "Nernst'schen Wärmesatzes", dem heutigen "Dritten Hauptsatz der Thermodynamik". Nach fünfzehnjähriger Tätigkeit in Göttingen folgte Nernst 1905 einem Ruf an die Universität Berlin. 1920 wurde ihm der Nobelpreis verliehen.

Gustav TAMMANN wurde Nernsts Nachfolger. Er war 1903 auf ein neues Ordinariat für anorganische Chemie berufen worden, wechselte dann aber 1908 auf den ehemaligen Nernstschen Lehrstuhl am Institut für Physikalische Chemie. Dort wurden seine metallkundlichen Forschungen weitergeführt. Tammann gilt als Begründer der wissenschaftlichen Metallkunde in Deutschland. Aus der Abteilung für Metallkunde des Instituts ging schließlich das jetzige Institut für Metallphysik hervor. Die Monographien, in welchen Tammann einen Teil seiner Forschungen zusammenfasste, lassen seine Vielseitigkeit erkennen: "Über die Beziehungen zwischen den Kräften und Eigenschaften der Lösungen", "Ein Beitrag zur Theorie homogener Systeme", "Aggregatzustände", "Der Glaszustand", "Kristallisieren und Schmelzen" und "Das heterogene Gleichgewicht". Er war einer der ersten, der den Einfluss des Druckes auf Eigenschaften der Materie untersuchte.

Tammanns Nachfolger wurde 1930 der Nernst-Schüler Arnold EUCKEN. Eucken hat bis zu seinem Tode 1950 in Göttingen eine außerordentlich vielseitige und fruchtbare Forschungs- und Lehrtätigkeit entfaltet. Nur einige Themen können hier genannt werden: Elektrochemische Kinetik, Molwärme und Wärmeleitfähigkeit bis zu sehr tiefen Temperaturen, ortho- und para-Wasserstoff, Gaskinetik und Adsorption. In Göttingen entwickelten sich besonders die Untersuchung der homogenen und heterogenen Gasreaktionen, der allgemeinen Gaskinetik und der Kontaktkatalyse, ferner der Molekülschwingungen und inneren Rotationen. Ein späterer Schwerpunkt lag bei der Struktur assoziierender Flüssigkeiten, vor allem des Wassers und der wässrigen Lösungen. Zahlreiche bekannte Wissenschaftler gingen aus Euckens Institut hervor. Genannt seien nur Claus CLUSIUS, Ernst BARTHOLOMÉ, Edward TELLER, Klaus SCHÄFER, Hans SACHSSE, Franz PATAT, Gerhard DAMKÖHLER, Ewald WICKE und Manfred EIGEN. Neben dieser großen Forschungsleistung Euckens steht ein erstaunliches wissenschaftlich-literatisches Werk. Bereits 1922 erschien der damals sehr moderne "Grundriss der Physikalischen Chemie", der mit über zehn Auflagen Generationen von Studenten angeleitet hat und das dreibändige Lehrbuch der Chemischen Physik. Weiter sei nur noch das 13-bändige 1932-40 erschienene Sammelwerk von Eucken und Jaob "Der Chemie-Ingenieur" genannt, das zur Entwicklung des Chemie-Ingenieurwesens zum selbstänidgen Fach erheblich beitrug. Eucken hat stets den Fragen der Anwendung große Bedeutung zugewiesen und dem auch im Unterricht Rechnung getragen. Eine Tradition, die auch heute noch im Göttinger Institut für Physikalische Chemie erfolgreich gepflegt wird.

4. Das Institut für Anorganische Chemie

Auf Drängen der chemischen Industrie, der Deutschen Elektrochemischen Gesellschaft, des Vereins Deutscher Chemiker und zahlreicher Physikochemiker entstand in der preußischen Unterrichtsverwaltung die Absicht, die in Deutschland ins Hintertreffen geratene Forschung in moderner Anorganischer Chemie durch Gründung eines Forschungsinstituts zu beleben. Weil sich das neu gegründete Institut für Physikalische Chemie bestens bewährt hatte und durch die "Göttinger Vereinigung für angewandte Physik und Mathematik" ein hervorragender Standort entstanden war, wurde dieses Institut in Göttingen errichtet. Man hoffte dabei auf eine gegenseitige Befruchtung der Aktivitäten. Als Leiter wurde 1903 der Physikochemiker Gustav TAMMANN an das neue Institut berufen. Er wählte die Untersuchung von Legierungen zu seinem Forschungsgebiet.

Nach Tammanns Wechsel zum physikalisch chemischen Institut wurde der Lehrstuhl für Anorganische Chemie in ein Extraordinariat umgewandelt und 1908 mit Richard ZSIGMONDY besetzt. Er arbeitete auf dem damals neuen Gebiet der Kolloidchemie. Zsigmondy fand im Goldrubinglas heterogen dispergierte Gold-Metall-Teilchen. Er konnte die Brownsche Bewegung von Kolloiden mit dem von ihm und H. Siedentopf erfundenen Ultramikroskop nachweisen und quantitative Untersuchungen an kolloidalen Systemen vornehmen. Die Untersuchung des Lumballiquors mit Goldsol auf syphilitische Erkrankungen des Gehirns war eine praktische Anwendung der Erforschung des Einflusses elektrischer Ladungen auf kolloidale Systeme. Viele Jahre widmete Zsigmondy den Untersuchungen von Kieselsäure-Gelen und Seifen-Lösungen. Die von ihm zusammen mit W. Bachmann erfundenen Membranfilter waren eine entscheidende methodische Entwicklung für die Kolloidwissenschaft. Die Abteilung Membranfilter-Separationstechnik der Sartorius AG Göttingen geht direkt auf die Forschungen von Zsigmondy und auf die von ihm gegründete "Membranfiltergesellschaft" zurück. 1926 erhielt er den Nobelpreis "für die Darlegung der Heterogenität der kolloiden Lösungen und für die dabei angewandten Methoden, die für die moderne Kolloidchemie grundlegend gewesen sind".

1933 übernahm Hans von WARTENBERG die Leitung des Instituts für Anorganische Chemie. Er war wie Tammann und Zsigmondy physikalisch interessiert. Schon als Mitarbeiter von Nernst hatte von Wartenberg sich mit Untersuchungen bei hohen Temperaturen ausgezeichnet. Er war ein bewundernswürdiger Experimentator, ein Meister der Kunst mit einfachen Mitteln bedeutende Resultate zu erhalten. Knifflige Probleme der Messung physikalischer Daten reizten ihn, wie die Messung der Reaktionstemperatur der Langmuir-Flamme, die Bestimmung der Parameter des Gleichgewichts von Acetylen-Sauerstoff-Flammen, oder die Ermittlung der Schmelztemperatur von Wolfram. Erstmals gelang ihm die Darstellung reinen für Transistoren geeigneten Siliciums. Mit präparativen Arbeiten wandte er sich der Fluorchemie zu. Zu seinen Entdeckungen gehören die binären Fluoride z. B. AgF2, PbF4, BiF5 und CrF5. Trotz der Zwangsentpflichtung im Jahre 1937 setzte von Wartenberg seine Forschungen selbständig fort, bis er 1945 rehabilitiert wieder wirken konnte.

In der anorganischen Abteilung des Allgemeinen Chemischen Instituts wirkten unter Wallach und Windaus auch Anorganiker. Gerhard JANDER beschäftigte sich 1921-1933 mit der Entwicklung analytischer Methoden. Günther RIENäCKER erforschte Katalyse-Probleme, während Josef GOUBEAU sich der Silicium-Schwefel-Chemie widmete.

Die Chemischen Institute nach 1945

In den letzten Kriegsjahren wurde die Grundausbildung der Studierenden vom Allgemeinen Chemischen Institut mit den verschiedenen Abteilungen geleistet. So leitete Adolf Windaus die Grundausbildung im analytischen und anorganischen Praktikum; als einer der Abteilungsvorsteher wirkte Günther Rienäcker. Das anorganische Chemische Institut war mit der Zwangsemeritierung von Hans von Wartenberg aufgehoben und in ein Institut für Metallkunde umgewandelt worden.

Das Institut für Anorganische Chemie nach 1945

Im Laufe des Jahres 1946 erfolgte die Trennung des Allgemeinen Chemischen Institutes in ein Institut für Anorganische und eines für Organische Chemie. Das Institut für Anorganische Chemie stand unter der Leitung von Hans von Wartenberg bis zu dessen Emeritierung 1948. Bis zu seiner Berufung nach Stuttgart im Jahre 1952 leitete Josef Goubeau, ein Pionier für ramanspektroskopische Untersuchungen anorganischer Moleküle, das Institut. Armin Schneider war a.o. Professor bis zu seiner Berufung nach Clausthal 1963. Im Jahre 1952 übernahm Oskar Glemser, der für seine Arbeiten auf dem Gebiet der flüchtigen Hydroxide und der Isopolymolybdate und -wolframate sowie zur Stickstoff-Schwefel-Fluorchemie internationale Anerkennung erfuhr, die Leitung des Institutes.

Das Institut für Organische Chemie nach 1945

Direktor des Instituts für Organische Chemie war ab 1945 Hans Brockmann, der besonders auf dem Gebiet der Antibiotika-Forschung, u. a. mit der Strukturaufklärung und der Synthese des Actinomycins und verwandter Verbindungen, weltweite Anerkennung erfuhr. Abteilungsvorsteher wurde 1950 Günther-Otto Schenck, der 1960 Direktor der Abteilung Strahlenchemie am MPI in Müllheim wurde. 1960 kam Wolfgang Lüttke nach Göttingen. Von 1968 -76 wirkte Gerhard Spiteller am Institut.

Das Institut für Physikalische Chemie nach 1945

Das Institut für Physikalische Chemie wurde bis 1950 von Arnold Eucken geführt. Nach dessen Tod übernahm Ewald Wicke die Leitung, bis 1953 Wilhelm Jost berufen wurde. Jost, der bekannt ist durch seine grundlegenden Arbeiten über Transportvorgänge und Fehlordnung in Kristallen sowie über Verbrennungs- und Explosionsvorgänge, war Direktor des Instituts bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1971. In diesem Jahr ging die Leitung des Institutes an Heinz Georg Wagner über. Im Laufe der Zeit konnten wegen des Wachsens der Studentenzahl weitere Hochschullehrer berufen werden. 1963 erfolgte die Einrichtung eines Lehrstuhls für Theoretische Chemie in Göttingen, den bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1991 Werner Bingel innehatte.

Die weitere Entwicklung

Seit dem Umzug der Chemischen Institute im Jahre im Jahre 1973/74 nach Weende wurden an das Institut für Anorganische Chemie 1973 Anton Meller von Wien, 1978 George M. Sheldrick aus Cambridge und 1980 Herbert W. Roesky aus Frankfurt berufen.

An das Institut für Organische Chemie kam 1964 (-1991) Ulrich Schöllkopf von Heidelberg. Axel Zeeck wurde nach einem abgelehnten Ruf zur Medizinischen Universität in Lübeck 1983 in Göttingen als Abteilungsvorsteher berufen. Als Nachfolger für Hans Brockmann kamen an das Institut für Organische Chemie 1978 Lutz-Friedjan Tietze von Dortmund, als Nachfolger für Wolfgang Lüttke 1989 Armin de Meijere von Hamburg und 1993 als Nachfolger für Ulrich Schöllkopf Reinhardt Brückner aus Würzburg.

Am Institut für Physikalische Chemie wirken Heinz G. Wagner aus Bochum und seit 1975 Jürgen Troe, welcher von Lausanne berufen wurde.
Den Lehrstuhl für Technische und Makromolekulare Chemie hat Michael Buback aus Karlsruhe inne und die Theoretische Chemie wird von Peter Botschwina aus Kaiserslautern vertreten.

Nach Kriegsende kam das Max-Planck-Institut für Physikalische Chemie unter der Leitung von Karl-Friedrich Bonhoeffer nach Göttingen. Unter der Leitung von Carl Wagner und dann von Manfred Eigen entwickelte sich dieses Institut zum Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie. Daneben entstand das Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin. Das Max-Planck-Institut für Strömungsforschung dehnte seine Forschungen in den Bereich der Atom- und Molekülphysik sowie in die Reaktionskinetik aus. Damit ergab sich für die Chemie ein Umfeld der Forschung, das in dieser Konzentration und Vielfalt einzigartig ist.

Habilitationen

Habilitationen von 1920 bis 1946 am Allgemeinen chemischen Institut

Das Institut besaß bis zur Teilung des Instituts 1946 Abteilungen für organische, anorganische und technische Chemie

(Adolf Windaus, Institutsdirektor 1915-1944)
Sielisch, Johannes 1910-1923 Chemie (dann Berlin ?)
Borsche, Walther 1903-1926 Chemie (dann Univ. Frankfurt/M.)
Wintgen, Robert 1920-1924 anorg Chem (dann Univ. Köln)
Remy, Heinrich 1920-1923 Chemie (dann Univ. Hamburg)
Jander, Gerhard 1921-1933 anorg. u. analyt. Chemie (dann KWI Berlin)
Kötz, Arthur 1898-1936 Chem. u. chem.- Technologie
Wienhaus, Heinrich 1914-1928 Chemie (dann Industrie, Univ. Leipzig)
Koegel, Fritz 1926-1930 Chemie (dann Univ. Utrecht)
Hückel, Walter 1923-1927 Chemie (dann Univ. Freiburg i. Br.)
Holtz, Friedrich 1927-1931 physiolog. Chemie (dann Univ. Berlin)
Manegold, Erich 1929-1937 anorg. Chemie (dann TH Dresden)
Butenandt, Adolf 1931-1933 organ. Chemie u. Biochemie (dann TH Danzig)
Micheel, Fritz 1931-1936 Chemie (dann Univ. Münster)
Krings, W. 1934-1938 anorgan.u.angewandte physikal. Chemie (dann Industrie)
Zeile, Karl 1936-1942 org. Chem. u. org. chem. Technologie (dann Univ. Straßburg)
Brockmann, Hans 1936-1941 org. Chemie (dann Univ.Posen, später wieder in Göttingen)
Rienäcker, Günther 1937-1943 anorg.u.analyt. Chemie (dann Univ. Rostock)
Goubeau, Josef 1937-1946 anorg. u. analyt. Chemie, ab 1946 Inst. f. Anorg. Chemie (dann TH Stuttgart)
Lettree, Hans 1938-1949 org. Chemie u. chem. Technologie (dann Univ. Berlin)
John, Walter 1940-1942 Chemie
Grewe, Rudolf 1941-1942 org. Chemie (dann Univ. Straßburg)
Dimroth, Karl 1941-45 org. Chemie (dann Univ. Marburg)
Westphal, 0tto 1942-1946 org. Chemie (dann Wander Forschungsinstitut Säckingen und Univ. Freiburg i. B.)
Inhoffen, Hans Herloff 1943-46 org. Chemie (dann Univ. Marburg)
Fehér, Franz 1943-1945 anorg. u. analyt. Chemie (dann Univ. Köln)

Habilitationen am Institut für Physikalische Chemie im Zeitraum von 1920 bis 1970

(Gustav Tammann, Direktor 1907-1930)
Coehn, Arthur 1899-1929 Photochemie
Vogel, Rudolf 1913-1950 Metallkunde (ab 1938 am Inst. f. Metallkunde)
(Arnold Eucken, Direktor von 1929-1950)
Clusius, Klaus 1932-1934 physikal. Chemie (dann Univ. Würzburg)
Schäfer, Klaus 1940-1947 physikal. Chemie (dann Univ. Heidelberg)
(Ewald Wicke 1944-1954, Stellvertretender Direktor von 1951-1953 dann Univ. Hamburg)
(Wilhelm Jost, Direktor von 1953-1971)
Franck, Ulrich Frowald 1948-1955 physikal. Chemie, (MPI f. Biophysikal. Chemie)
Bonhoeffer, Karl 1953-57 physikal. Chemie. Honorarprof..(MPI f. physikal.Chemie)
Franck, Ernst Ulrich 1956-1961 physikal. Chemie (dann TH Karlsruhe)
Strehlow, Hans 1956-62-xxx physikal. Chemie (MPI f. biophysikal.
Chemie)
Schlögl, R. 1957-1963 physikal. Chemie (MPI f. phys.Chemie)
Wagner, Carl 1959-1967 Honorarprof. phys.Chemie (MPI f. phys.Chem.u. Spectroscopie)
Wagner, Heinz Georg 1960-1965 physikal. Chemie (dann Univ. Bochum) wieder in Göttingen ab 1971
Bingel, Werner 1963-1991 theoret. Chemie
Kahlweit, Manfred 1965-xxx Physikal. Chemie. MPI f. biophysikal. Chemie)
Hauffe, Karl 1966-1978 ??? angew. physikal. Chemie
Kutzelnigg, Werner 1967-1970 theoret. Chemie (dann TH Karlsruhe)
(Heinz Gg. Wagner, Direktor ab 1971)
(Jürgen Troe, Direktor ab 1975)
Weller, Albert 1968-??? oder 1962 Honorarprof. physikal. Chemie (MPI f. biophysikal. Chemie)
Nölting, Jens 1968- physikal. Chemie
Richtering, Heinrich 1970-1971 physikal. Chemie (dann Univ. Bochum)
Klessinger, Martin 1968-1970, dann Univ. Freiburg
Schäfer, Fritz Peter MPI seit 1969 Hon. Prof.

Habilitationen am Institut für Anorganische Chemie von 1920 bis zur Zwangsemeritierung von H. von Wartenberg und Aufhebung des Instituts 1937

(Richard Zsigmondy, Direktor von 1908-1929)
Bachmann, Wilhelm 1916-1924 Chemie (dann E. de Haen Seelze und TH Hannover)
Wintgen, Robert 1920-1924 anorg. Chem. (s. auch allg. chem. Laboratorium) (dann Univ. Köln)
Thiessen, Peter Adolf 1926-35 anorg. Chemie (in den letzten Jahren beurlaubt) (dann Univ. Münster)
(Hans von Wartenberg, Direktor von 1933-1937)

Habilitationen am Institut für Anorganische Chemie nach der 1946 erfolgten Teilung des Allgemeinen Chemischen Instituts in ein Institut für Anorganische Chemie und in ein Institut für Organische Chemie im Zeitraum von 1946 bis 1970

(Hans von Wartenberg Direktor bis 1948 (nach der 1945 erfolgten Rehabilitierung)
(Josef Goubeau, Stellvertretender Direktor 1949 bis 1951)
Schneider, Armin 1950-1953 anorg. u. analyt.Chemie (dann TU Clausthal)
(Oskar Glemser, Direktor 1952-1980)
Gattow, Gerhard 1960-1966 anorg. Chemie (dann Univ. Mainz)
Ziegler, Max 1961-1978 anorg.u.analyt.Chemie
Haas, Alois 1965-1969 anorg. Chemie (dann Univ. Bochum)
Schwarzmann, Einhard 1965-1995 anorg. Chemie
Sundermeyer, Wolfgang 1966-1967 anorg. Chemie (dann Univ. Heidelberg)
Freund, Friedemann 1967-69 anorg. Chemie (dann Univ. Köln)
Müller, Achim 1967-71 anorg. Chemie (dann Univ. Bielefeld)
Roesky, Herbert W. 1968-71 anorg. Chemie (dann Univ. Frankfurt a.M) ab 1980 wieder in Göttingen
Krebs, Bernd 1969-1971 anorg. Chemie (dann Univ. Kiel)

Habilitationen am Institut für Organische Chemie (= Fortsetzung des Allgemeinen chemischen Instituts nach der Neuorganisation 1946) von 1946 bis 1970

(Hans Brockmann, Direktor 1945-1972)
Schenck, Günter O. 1950-1959 org. Chemie (dann MPI Mülheim Ruhr)
Musso, Hans 1957-1970 org. Chemie (dann Univ. Marburg)
Franck, Burchard 1959-1963 org. Chemie (dann Univ. Kiel)
(Wolfgang Lüttke, Direktor 1961-1988)
Boldt, Peter 1964-1969 org. Chemie (dann TU Braunschweig)
Spiteller, Gerhard 1965-1974 org. Chemie (dann Univ. Bayreuth)
Müller, Werner 1967-1774 Biochemie (Ges. f. Molekularbiolog. Forschg. Stöckheim)
(Ulrich Schöllkopf, Direktor 1968-1991)
Klessinger, Martin 1968-70 theoret. org. Chemie (dann Univ. Freiburg i. Br.)

Habilitationen 1970 bis 1996

Habilitationen 1970 bis 1996 Institut für Anorganische Chemie

1969 Krebs, Berndt 1969-1971, dann Univ. Kiel
1976 Mews, Rüdiger 1976-1985, dann Univ Bremen
1976 Niecke, Edgar 1976-1986, dann Univ. Bielefeld
1978 Klingebiel, Uwe 1978
1978 Tytko, Karl Heinz 1978
1984 Clegg, Bill 1984, dann Univ. of Newcastle
1984 Jones, Peter G., dann TU Braunschweig
1988 Egert, Ernst 1988 xxx dann Univ. Frankfurt
1991 Edelmann, Frank 1991 - 1995 dann Univ. Magdeburg
1993 Stalke, Dietmar 1993-1995, dann Univ. Würzburg

Habilitationen 1970 bis 1996 Institut für Organische Chemie

1970 Schäfer, Hans 1970-
1971 Saenger, Wolfram 1971-1981 MPI, dann FU Berlin
1972 Lackner, Helmut 1972 -
1974 Zeeck, Axel 1974
1977 Hoppe, Dieter 1977-xxx, dann Univ. Kiel
1977 Gerhart, Fritz 1977-1978, dann xxx
1979 Fitjer, Lutz 1979
1981 Laatsch, Hartmut 1981
1991 Kaufmann, Dieter umhabilitiert 1991
1991 Rohr, Jürgen 1991
1992 Groth, Ulrich 1992-1996
1992 von Kiedrowski, Günter 1992-1993, dann Univ. Freiburg
1995 Belzner, Johannes
1995 Reiser, Oliver 1995

Habilitationen 1970 bis 1996 Institut für Physikalische Chemie

1970 Richtering Heinrich 1970-1971, dann Univ. Bochum
1973 Sackmann, Erich 1973-1976, dann Univ. Ulm
1976 Funke, Klaus 1976-1979, dann TU Hannover
1978 Quack, Martin 1978-1982, dann ETH Zürich
1979 Hoyermann, Karlheinz 1979
1980 Schulten, Klaus 1980 xxx MPI
1980 Zellner, Reinhard 1980-1988, dann Univ. Hannover
1986 Hack, Walter 1986, auch MPI
1986 Klahn, Bruno 1986-1987, dann IT-Industrie in Ulm
1989 Luther, Klaus 1989
1990 Dick, Bernhard 1990-1996 PC (MPI), dann Univ. Regensburg
1992 Ernsting, Nikolaus 1992 MPI
1992 Schroeder, Jörg 1992
1994 Frahm, Jens 1994 MPI

Berufungen an den drei Instituten von 1920 bis 1996

Berufungen an das Institut für Anorganische Chemie 1920-1996

Tammann, Gustav von der Univ. Dorpat 1903-1907, dann ab 1908 am Institut für Physikalische Chemie
Zsigmondy, Richard aus Jena 1908-1929 anorg. u. Kolloidchemie
von Wartenberg, Hans von der TH Danzig 1933-1937, 1937 zwangsemeritiert, dann wieder 1945 bis 1948.
Goubeau, Josef von der TU Clausthal 1937-195, dann TU Stuttgart
Glemser, Oskar von der TH Aachen 1952-1980
Meller, Anton von TU Wien 1973
Sheldrick, George M. von der Univ. Cambridge 1978
Roesky, Herbert W. von der Univ. Frankfurt 1980
Schwedt, Georg von der Univ. Siegen 1980, dann 1983 an der Univ. Stuttgart
Kühlein, Klaus xxx Hon. Prof.

Berufungen an das Institut für Organische Chemie 1920-1996

Windaus, Adolf von der Univ. Innsbruck 1915-1944
Goubeau, Josef von der TH Clausthal 1937 (anorg.u. analyt. Chemie) ab 1946 am Institut für Anorganische Chemie
Brockmann, Hans von der Univ. Posen 1945-1972
Lüttke, Wolfgang von der Univ. Freiburg 1960-1988
Schöllkopf, Ulrich von der Univ. Heidelberg 1964-1991
Eckstein, Fritz MPI 1964 (Habil Braunschweig)
Spiteller, Gerhard 1965 von der Univ. Wien, ab 1975 Bayreuth
Tietze, Lutz F. 1978 von Madison bzw. von der Univ. Dortmund
De Meijere, Armin 1989 von der Univ. Hamburg
Brückner, Reinhard 1992 von der Univ Würzburg

Berufungen an das Institut für Physikalische Chemie 1920-1996

Tammann, Gustav 1908, Wechsel vom Institut für Anorganische Chemie, bis 1930
Eucken, Arnold 1931 von der Univ. Breslau
Jost, Wilhelm 1953 von der TH Darmstadt
Bingel, Werner 1963 vom MPI für Physik München
Wagner, Heinz Georg 1971 von der Univ. Bochum
Troe, Jürgen 1975 von der Univ. Lausanne
Buback, Michael 1981 von der Univ. Karlsruhe
Botschwina, Peter 1990 von der Univ. Kaiserslautern
Eckold, Götz 1996 vom Kernforschungszentrum Jülich

Der Fachbereich Chemie 1996

Der Fachbereich Chemie besteht aus den Instituten für Anorganische, Organische und Physikalische Chemie mit den unten angegebenen Fachrichtungen und zugehörigen Professoren (C4 bis C3). Der Fachbereich wird durch den Dekan vertreten.

Anorganische Chemie
Prof. Dr. Anton Meller
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Herbert W. Roesky

Strukturchemie
Prof. George M. Sheldrick PhD. Cambridge

Festkörperchemie
Prof. Dr. Jörg Magull

Organische Chemie
Prof. Dr. Dr. h. c. Lutz F. Tietze
Prof. Dr. Armin de Meijere
Prof. Dr. Reinhard Brückner

Biochemie, Naturstoffchemie
Prof. Dr. Axel Zeeck
Prof. Dr. Helmut Lackner

Physikalische Chemie
Prof. Dr. Dr. h. c. Heinz Georg Wagner
Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Troe
Prof. Dr. Götz Eckold

Technische und Makromolekulare Chemie
Prof. Dr. Michael Buback

Theoretische Chemie
Prof. Dr. Peter Botschwina

Studiengänge am Fachbereich Chemie


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Version 2016-10-27
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